Gebet. Ein stets aktuelles Motiv in allen Gemeinden. Oder vielleicht gerade heute, da es zunehmend thematisiert wird. Und das nicht zu Unrecht! Denn das Gebet stellt den Schlüssel für eine gelingende Zukunft der Gemeinde dar. „Na klar, das Gebet ist schon wichtig. Aber in der Praxis ist diese Sache leider doch nicht so simpel. Denn bis so eine funktionierende Gebetsgruppe erst einmal steht …“ So so. Und zu Jesu Zeiten? Da glitten den Jüngern die Gebete doch wohl nur so von der Zunge. Oder?...
„Sicher wird das so gewesen sein! Denn mit so einem Vorbild wie Jesus es bietet, da gehört das Gebet doch wohl zu den Basics!“ Das könnte man so meinen. Entgegen dem steht aber die Tatsache, dass der Geist Gottes noch lange nicht ausgegossen worden ist, Gott noch nicht in uns Wohnung genommen hat. Und ohne Hilfe des Heiligen Geistes bleibt das Gebet eine Kärrnerarbeit… Und heute? Heute haben wir nun aber doch schon zumindest Gottes Geist! „Ja, das wohl. Aber die Kiste mit meinen Gebetserhörungen ist auch heute bisweilen noch recht übersichtlich. Ich meine, da besteht mit Sicherheit noch eine Steigerungsmöglichkeit.“
Fragen wir uns: Wie ist denn der Herr angemessen anzusprechen? Gebührend soll es sein, sicher. Aber er soll mich auch nicht überhören! Mit nahezu 2000 Jahren Abstand zu uns standen die zwölf Jünger vor der gleichen Problematik, sprechen Jesus direkt darauf an: „Herr lehre uns beten…“ Luk 11.1ff. Anhand eines Gleichnisses verdeutlicht Jesu, wie er sich seine Beter wünscht:
5 Weiter sagte Jesus zu seinen Jüngern: »Angenommen, einer von euch hat einen Freund. Mitten in der Nacht sucht er ihn auf und sagt zu ihm: ›Bitte leih mir doch drei Brote! 6 Ein Freund von mir hat auf der Reise bei mir Halt gemacht, und ich habe nichts, was ich ihm anbieten könnte.‹ 7 Und angenommen, der, den er um Brot bittet, ruft dann von drinnen: ›Lass mich in Ruhe! Die Tür ist schon abgeschlossen, und meine Kinder und ich sind längst im Bett. Ich kann jetzt nicht aufstehen und dir etwas geben.‹ 8 Ich sage euch: Er wird es schließlich doch tun – wenn nicht deshalb, weil der andere mit ihm befreundet ist, dann doch bestimmt, weil er ihm keine Ruhe lässt. Er wird aufstehen und ihm alles geben, was er braucht. 9 Darum sage ich euch: Bittet, und es wird euch gegeben; sucht, und ihr werdet finden; klopft an, und es wird euch geöffnet. 10 Denn jeder, der bittet, empfängt, und wer sucht, findet, und wer anklopft, dem wird geöffnet.
Das Gebaren des Fordernden ist frech! Geradezu unverschämt ist sein Auftreten! Jesu will in diesem Bild einen Kontrast schaffen: Auf der einen Seite der dreist Bittende - auf der Gegenseite der doch schließlich reagierende Freund. Jesu will den Jüngern zu verstehen geben: „Betet ungeschützter, betet riskanter zu Gott!“ Denn wo Vertrauen zwischen zwei Parteien herrscht, müssen die Worte zwischen ihnen nicht sorgfältig gewogen werden! Beten – ein beten ohne Scheu.
Helmut Thielicke, ein Mitbegründer der Hamburger theologischen Fakultät, schreibt über das Beten: „Wer in seinen Gebeten zu bescheiden ist, verrät damit, dass er Gott für einen ‚kleinen Mann‘ hält, der mit seinen Gaben haushalten muss und selber nicht so kann wie er will. Wir winseln um Almosen von ein bisschen Nervenkraft und Seelenruhe. Während Gott ein Reich zu vergeben hat!“
Beten. Dreist beten!
Hören sie auf dieser Site George Corcodels Predigt „Dreist“ online.
JH
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